Zum Vergleich mit den 4-Zylinder-Boxermotoren
im Käfer wurden 14 moderne VW-Ottomotoren mit vier Zylindern in Reihe
der Baujahre 1985 bis 1998 unter 2 Liter Hubraum mit gereltem Katalysator
ausgewertet. Diese modernen Motoren erreichen mit über 42 PS/Liter
durchweg eine höhere Literleistung als die serienmäßigen
Typ 1-Motoren (22 bis 35 PS/Liter).
Leistung neuer VW-Motoren
unter 2,0l Hubraum
Seit der Einführung
von Multipoint-Einspritzungen, Schaltsaugrohren und Mehrventiltechnik steigt
die Literleistung bei neuen Motoren über 1,4 Liter Hubraum auf 60
bis 70 PS/Liter an.
Diese Spitzenwerte werden
bei den Boxermotoren nur von wenigen sehr gut vorbereiteten Typ 4-Motoren,
die jedoch meist Einzelstücke sind oder in Kleinstserien hergestellt
werden erreicht. Dabei wird die Grenze von 80 PS/Liter in dieser Auswertung
von zwei Typ 4-Motoren mit Doppelvergaseranlage und einem Motor mit Einspritzanlage
überschritten. Für Motorsportzwecke vorbereitete Motoren wurden
nicht betrachtet.
Mitteldruck neuer VW-Motoren
unter 2,0l Hubraum
Die Mehrzahl der überarbeiten
Typ 1-Motore zwischen 1,6 und 2,1 Liter Hubraum liegen mit einer Literleistung
von 45 bis 55 PS/Liter in dem Bereich von Großserienmotoren von vor
zehn Jahren, als die Einführung der Katalysatortechnik zu einer Zurücknahme
der Motorleistung führte. Die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit
von Großserien-Reihenvierzylindern wird jedoch von den überarbeiteten
Boxermotoren sicher nicht erreicht, was auch an den kurzen Wartungsintervallen
sichtbar wird.
Literleistung aller untersuchter
Motoren
Literleistung der untersuchten
Serien-Motoren
Fazit:
Die erzielbare Motorleistung
der 4-Zylinder-Boxermotore reicht nur ein Einzelfällen an das Niveau
heutiger Großserienvierzylinder heran, da
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die Maximal- und Nenndrehzahl
durch den Ventiltrieb mit Stoßstangen, Kipphebeln und untenliegender
Nockenwelle begrenzt ist,
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die Gemischaufbereitungssysteme
nicht optimiert sind (hoher Prüfstandsaufwand) und vielfach noch Ein-
oder Zweivergaseranlagen verwendet werden,
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die Verdichtung unter dem heute
üblichen Wert von 10 liegt, um zu hohe Materialbelastungen zu vermeiden
-
die Luftkühlung bei hohen
Drehzahlen hohe Lüfterverluste mit sich bringt,
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durch fehlende Wasserkühlung
die thermische Belastung an kritischen Stellen niedriger ausfallen muß
und dadurch Verdichtung und thermischer Wirkungsgrad geringer ist,
-
die geringe Ölmenge wenig
zu einer zusätzlichen Kühlung beiträgt (besser Trockensumpfschmierung
mit großer Ölmenge, ca. 10 Liter) und
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Maßnahmen zur besseren
Zylinderfüllung (Mehrventiltechnik, Schaltsaugrohre, verstellbare
Nockenwellen) wegen des großen Entwicklungsaufwandes nicht eingesetzt
werden können.
Dennoch gelingt es mit großem
Aufwand, luftgekühlte Boxermotoren mit hoher Effizienz, sehr guter
Alltagstauglichkeit, hoher Leistung und den Anforderungen entsprechender
Abgasqualität zu entwickeln, wie es die 6-Zylinder Porsche Motoren
im Porsche 911 (993) und 911 Turbo (Modell 1998) beweisen (Literleistung
102 PS/Liter bzw. 113 PS/Liter im Turbo).
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Für den Betrieb im
Straßenverkehr eignet sich nur ein Motor mit ausreichend Drehmoment
bei niederen Drehzahlen und kein Sportmotor mit "spitzer" Leistungskurve,
d.h. auf "scharfe" Nockenwellen mit hohen Ventilüberschneidungen und
auf eine Nennleistung jenseits von 5000 1/min sollte verzichtet werden.
Typ 4-Motor im 1303
Ein getunter Motor erfordert
eine schonende Behandlung in der Warmlaufphase und eine sorgfältige
Beachtung der Einfahrvorschriften. Nach dem Aufbau eines neuen Motors sollten
folgende Arbeiten durchgeführt werden bevor der Motor im Fahrzeug
belastet wird:
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Motor mit Öl nach Vorschrift
befüllen
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Ohne Zündung (Stecker an
Zündspule gezogen) Kurbelwelle solange drehen lassen, bis die Ölkontroll-Lampe
erlischt
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Zündung mit Stroboskoplampe
einstellen
-
Nach Motorstart sofort 10 Minuten
im erhöhten Leerlauf drehen lassen (2000-2500 1/min)
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Ölwechsel, Vergaser- und
Zündungseinstellung durchführen, Leerlaufdrehzahl korrekt einstellen
Einfahren auf der Straße:
Mit wechselnden Drehzahlen
sollte der Motor über mindestens 1000 km an seine Nenndrehzahl herangeführt
werden.
Die Tabelle gibt ein Beispiel
für eine Einfahrvorschrift. Die Angaben des Motorherstellers sind
zu beachten.
Fahrtdauer
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max. Drehzahl
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0 bis 200 km
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3000 1/min
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200 bis 400 km
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4000 1/min
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400 bis 700 km
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4500 1/min
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700 bis 1000 km
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5000 1/min
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über 1000 km
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kurzzeitig bis Nenndrehzahl
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Nach 500 km sollte erstmals
bei einem neu montierten Motor das Ventilspiel geprüft und eingestellt
sowie die Zylinderkopf- schrauben nachgezogen werden. Außerdem ist
der Ölstand zu kontrollieren. Kymco
empfielt einen erneuten Ölwechsel nach 1000 km Fahrtstrecke.
Die Öltemperatur darf
bei Autobahnfahrt die 130 Grad-Grenze nur kurzzeitig - besser überhaupt
nicht - überschreiten. Da die Öltemperatur oft nicht an den kritischen
Stellen gemessen werden kann sondern am Peilstab oder an der Ablaßschraube,
gibt ein Fernthermometer mit Fühler in der Nähe der Zündkerze
am Zylinderkopf eine zusätzliche Information über den Temperaturhaushalt.
Hier sollten Temperaturen von 200 Grad C nicht überschritten werden.
Besonders modernes synthetisches
Motoröl neigt dazu, den Öldruck zu sehr abfallen zu lassen. In
Kurven kann das Öl auf die Kurvenaußenseite gedrängt werden
und der Volumenstrom der Ölpumpe nicht mehr ausreichen. Deshalb sollte
ein Öldruckschalter für die Kontrolllampe mit einer Schaltschwelle
von 1,4 bar statt 0,4 bar eingebaut werden, um rechtzeitig vor Magelschmierung
zu warnen.
Bei hohen Geschwindigkeiten
ist die Kolbengeschwindigkeit bei Tuningmotoren oft auf Dauer höher
als 12 m/s, so daß ein hoher Verschleiß eintritt. Hier hilft
nur ein lang übersetzter 4. Gang oder ein 5-Gang-Getriebe (Porsche),
siehe Kapitel Getriebeauslegung. |