flat4 - Hauptbremszylinder tauschen
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Vorsichtshinweise
Austausch des Hauptbremszylinders
Entlüftung der Bremsanlage

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Vorsichtshinweise
Ein vorab: Arbeiten an der Bremsanlage sollten nur vom Fachmann und mit äußerster Präzision, Sauberkeit  und Überlegung ausgeführt werden. Jede unsachgemäße Handlung kann ihre Gesundheit und die ihrer Mitfahrer gefährden. Lassen Sie deshalb wichtige Wartungsarbeiten am Fahrwerk und insbesondere an der Bremsanlage immer vom Fachmann oder einer Werkstatt durchführen. Die hier vorgestellten Arbeitsanweisungen haben rein informativen Charakter. flat4 haftet nicht für Schäden oder Ansprüche dritter, die sich aus diesen Beschreibungen ableiten. 
Austausch des Hauptbremszylinders
Wenn der Hauptbremszylinder (HBZ) undicht oder schwergängig wird oder der Pedalweg übermäßig groß wird kann ein Austausch des HBZ erforderlich sein. Folgende Arbeitsgänge sind der Reihe nach durchzuführen:
  • Druckstange zum HBZ am Pedal abschrauben; alternativ Druckstange an der Pedalerie aushängen. Dazu erst die Rückzugfeder des Bremspedals und dann den Sicherungsring lösen. 
  • Flachsteckverbinder der Druckschalterstecker am HBZ abziehen
  • Bremsleitungen am HBZ lösen (Bremsleitungsschlüssel mit Öffnung im Ring)
  • Bremsflüssigkeit aus dem Behälter mit einer Spritze absaugen
  • Leitungen vom Bremsflüssigkeitsbehälter zum HBZ abziehen und austretende Flüssigkeit auffangen; einen Lappen unter den HBZ legen, denn Bremsflüssigkeit ist aggressiv! 
  • Zwei Schrauben des HBZ an der Bodenplatte vom Fußraum her lösen (Napoleonhut) aber nicht ganz rausziehen! Die Schottwand ist doppelwandig. Dazwischen stecken auf den durchgesteckten Schrauben Distanzhülsen, die nach unten fallen können. HBZ herrausnehmen. 
  • Neuen HBZ in umgekehrter Reihenfolge einbauen und die Druckstange einstellen. Das Spiel oben am Bremspedal sollte 4 bis 7mm betragen.
  • Bremse entlüften, siehe hier.
  • Bremsbeläge einstellen, siehe hier.
 
Entlüftung der Bremsanlage
Auch für das Entlüften der Bremsanlage gelten die o.g. Vorsichtsmaßnahmen. Das Entlüften kann man sinnvollerweise nur mit zwei Personen durchführen. 

Vorarbeiten:

  • Dose oder Flasche mit 70 cm durchsichtigen Schlauch (z.B. von der Scheibenwasch- anlage) für die Entlüftungsnippel bereitstellen.
  • Gabelschlüssel (SW 7 oder seltener SW 8) bereitlegen.
  • Es werden ca. 2 Liter neue Bremsflüssigkeit (DOT4) zum Spülen der Bremsanlage benötigt.
  • 4 neue Entlüftungsnippel erleichtern das Entlüften beim nächsten mal!
  • Bremsanlage (Radbremszylinder, HBZ, Bremsschläuche, Leitungen) auf Dichtigkeit prüfen. Defekte Teile bei dieser Gelegenheit austauschen.
Arbeitsschritte:
Fahrzeuge mit Einkreis- oder Zweikreisbremssystem werden immer an den langen Verbindung vom HBZ zum Rad zuerst entlüftet. D.h. man beginnt am rechten Hinterrad und arbeitet sich dann hinten links, vorne rechts und vorne links vor.
Ein Helfer tritt das Bremspedal vorsichtig und kontinuierlich durch während der andere nachdem sich Druck in der Bremse aufgebaut hat, den Entlüftungsnippel löst. Nun kann Bremsflüssigkeit durch die Leitung und die Radbremse in die Flasche fließen.
Der Klarsichtschlauch vom Entlüftungsnippel endet unterhalb des Bremsflüssigkeitsspiegels in der Flasche, so daß keine Luft angesaugt werden kann.

Ist der maximale Pedalweg erreicht, wird das Pedal in dieser Stellung gehalten und der Entlüftungnippel geschlossen. Dann kann das Bremspedal in die Ausgangsstellung zurückgeholt werden. Dabei fließt Bremsflüssigkeit vom Behälter in den Hauptbremszylinder nach. Immer den Flüssigkeitsspiegel im Behälter kontrollieren, wenn nötig Bremsflüssigkeit nachfüllen. Jetzt wiederholt sich der Vorgang wieder mit dem Öffnen des Entlüftungsnippels und anschließendem Pedalpumpen. Für die Pedalbewegung gilt immer die Regel "schnell treten - langsam zurückkommen lassen".

Pro Radbremse sollten ca. 500 ml Bremsflüssigkeit zum Spülen verwendet werden bis keine Luftblasen im Ablaufschlauch mehr zu sehen sind und das Bremspedal nicht mehr federnd nachgibt. Werkstätten benutzen hier ein Spülgerät mit elektrischer Pumpe. Es ist ratsam, nur neue Bremsflüssigkeit nach DOT 4 zu verwenden und alte Bremsflüssigkeit korrekt entsorgen. Bremsflüssigkeit darf wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaften (wasseranziehend) nur in geschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden.

Auf diese Art und Weise werden alle vier Radbremsen rundum das Fahrzeug entlüftet. Die Entlüftungsnippel werden mit Staubkappen aus Gummi verschlossen. 

Nachdem das Lüftspiel der Beläge der Trommelbremsen eingestellt ist, wird ein Bremsentest beim rollenden Fahrzeug ausgeführt. Das Fahrzeug muß beim Bremsen in  Geradeausrichtung verzögern und darf aus 70 km/h bei trockener Straße einen Bremsweg von ca. 35 m haben.

Problemlösungen:
Falls sich der Entlüfternippel nicht löst, kann man mit dem Hammer direkt auf die Öffnung des Nippels (nicht seitlich) klopfen. Dadurch löst sich die Entlüfterschraube oft. Sollte der Nippel brechen, hilft oft ein "Linksdreher" beim rausdrehen des Rests des Entlüftungsnippels.

Sollte sich die Hauptleitung nach hinten nicht durchspülen lassen, hilft es, kurzzeitig die Verschraubung hinten am Verteiler zu den beiden Rädern zu lösen, bis die Leitung wieder gefüllt ist und Flüssigkeit austritt.

Ist versehentlich durch den Behälter Luft angesaugt worden, so ist der komplette Entlüftungsvorgang zu wiederholen.

Bei Fahrzeugen mit Scheibenbremse ab Modell '72 befindet sich ein zweiter Nippel unten am Bremssattel. Mit diesem Nippel kann der Sattel vollständig entleert werden. Er wird nicht zum Entlüften benötigt.
 


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Stand 29.04.1999