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Unfallsicherheit im VW Käfer | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die luftgekühlten Volkswagen
Modelle sind von ihrer technischen Grundkonzeption in der heutigen Zeit
nicht mehr auf dem Stand der Technik. Es stellt sich die Frage, ob ein
sicheres Fahren mit diesen "Oldtimern" im Rahmen unseres Hobbies überhaupt
möglich ist und welche Gefahren im Falle eines Unfalls eingegangen
werden.
Ich möchte diese Fahrzeuge am Stand der Sicherheitstechnik der damaligen Zeit, also der 60er und 70er Jahre messen. Dazu ist besonders die in den USA erstellte Studie "The Volkswagen - an assessment of distinctive hazards" /1/ sowie die Untersuchungen des HUK-Verbandes über innere Sicherheit im Auto /2/ geeignet. |
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Aktive Sicherheit | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unter aktiver Sicherheit
versteht man die Maßnahmen am Fahrzeug, die Unfälle von vornherein
vermeiden helfen. Beim Käfer werden die Punkte
Seitenwindempfindlichkeit
Eigenlenkverhalten
- eine hohe Hinterachslast
und unzureichende Fahrwerksabstimmung auf diesen Umstand,
Kippsicherheit
Eine andere Studie der Cornell University /1/ stellt fest, daß 18% aller Unfälle mit Pkw Kippunfälle sind. Diese Rate ist beim VW Käfer (Modelljahre 1968/69) bei sagenhaften 41%!In Deutschland ermittelte Professor Max Danner /3/ einen Anteil der Unfälle mit Überschlag von 8%. Die ACIR berechnete eine kritische Geschwindigkeit, bei der die Wahrscheinlichkeit ein Kippen zu erleben größer als 50% war. Diese kritische Geschwindigkeit liegt bei VW-Fahrzeugen bei 90 km/h während andere Importautos im Durchschnitt mit 112 km/h angegeben werden. Amerikanische Pkw haben das gleiche Kipprisiko erst bei Geschwindigkeiten über 140 km/h. Die Überschlagshäufigkeit ist m.E. nicht durch ein ungünstiges Verhältnis von Schwerpunktshöhe zu Radstand hervorgerufen sondern durch den Aufstützeffekt der hinteren Pendelachse in Kombination mit einer Tendenz zum Übersteuern. Mit Einführung der Schrägleinkerachse ist dieses Problem gelöst worden.Auch die Tieferlegung des Schwerpunktes (Motor-Getriebeeinheit) reduzierte die Kippneigung. |
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Passive Sicherheit | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unter passiver Sicherheit
werden alle Maßnahmen am Fahrzeug zusammengefaßt, die die Unfallfolgen
für die Insassen gering halten sollten. Der Käfer muß sich
in den Bereichen
Karosseriestruktur
Die betrachteten amerikaneischen
Pkw weisen durch längere Deformationswege und durch ihr größeres
Gewicht weniger Unfallopfer auf. Leichte Fahrzeuge, wie der Käfer,
hatten damals bauartbedigte Nachteile bei Kollisionen mit schwereren Pkw.
Heute genuzte Elemente, wie z.B. nachgiebige Längsträger und
steife Fahrgastzellen sowie der Begriff "Partnerschutz" waren beim Käfer
noch nicht umgesetzt worden.
Tank
In den 60er Jahren wurde bekannt, daß bei einer Vielzahl von Frontalunfällen sich der Tankdeckel vom Stutzen lösen konnte und Kraftstoff austrat. VW reagierte mit einem verstärkten Deckel (Bild rechts), der in Schweden sogar in einer Nachrüstaktion an alle VW Käfer Besitzer kostenlos verteilt wurde. Gestaltung der Tankdeckel 1961-1967 (links), verbesserter Deckel (rechts) Sitze
Führung der Sitzschiene
Türverriegelung
Dadurch wurden mehr Insassen,
die nicht angegurtet waren aus dem Fahrzeug geschleudert, als bei amerikanischen
Pkw nach 1955, wie die Tabelle zeigt.
VW führte in einem ersten Schritt eine Verriegelungsplatte ein, siehe Bild rechts. Diese Platte sollte Kräfte in Fahrzeuglängsrichtung aufnehmen, die bei einem seitlichen Crash entstehen. Drehfallenschloß (links) ab 1966, Schloßverriegelungsplatte ab 1965 (rechts) Wesentlich besser funktionierte
jedoch das ab 1966 eingeführte Drehfallenschoß, bei dem ein
Zapfen die Längskräfte aufnehmen konnte. Die Schloßplatte
wurde zuerst mit drei Schrauben, später mit vier Schrauben an der
B-Säule befestigt. Dies hatte auch Auswirkungen
auf die Unfallzahlen der VW Käfer, bei denen sich die Türen selbsttätig
öffneten, wie die Statistik einer Analyse von 934 Unfällen in
/1/ zeigt.
In Deutschland lag 1975 nach breiter Einführung der Sicherheitsverriegelungen die Rate der selbsttätigen Türöffnungen aller Unfallfahrzeuge unter den für den VW Käfer ermittelten Werten aus USA. Es stellt sich jedoch die Frage, warum VW nicht sofort das Drehfallenschloß des 1961 eingeführten VW 1500 (Typ 3) auch im Käfer eingesetzt hat. Lenkung
Besseren Insassenschutz würde man bei Käfern mit Kurbellenkerachse durch eine abgewinkelte Sicherheitslenksäule mit Kreuzgelenken wie beim Porsche 911 schon seit 1965 eingesetzt, erreichen.
Ebenso würde ein Ausklinkelement wie bei späteren VW-Modellen üblich diesen Zweck erfüllen.
Nach der amerikanischen Sicherheitsvorschrift FMVSS 203/204 darf die Lenksäule nach einem Frontalaufprall in horizontaler Richtung maximal 127 mm in den Innenraum eindringen. |
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Mindestanforderungen an die aktive und passive Sicherheit | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
An einen VW Käfer,
der ggf. mit erhöhter Motorleistung im Straßenverkehr regelmäßig
bewegt wird, würde ich folgende Anforderungen an die aktive und passive
Sicherheit stellen:
(ab 1967) bei Sportlenkrad |
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Literatur | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
/1/ Lowell Dodge et al:
The Volkswagen - an assessment of distinctive hazards
Center For Auto Safety, Washigton D.C. 1971 /2/ HUK Verband: Innere Sicherheit im Auto, Hamburg 1975 /3/ Professor Max Danner, Häufigkeit von korrespondierenden Fahrzeugbeschädigungen im Crashtest und imrealen Unfall, 5. ESV-Konferenz London 1974 /4/ Karl-Heinz Liebert, Die Lenkanlagen der Kraftfahrzeuge, Der Verkehrsunfall 6/1976 |
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Technik Seitenanfang Kontakt Volkswagen und VW sind eingetragene Warenzeichen der Volkswagen AG 1. Publikation am 16.10.1998, Überarbeitung Stand 29.10.2002 |